Eveline Iannelli – zum Engagement für „Equal Pay Day“ dem Tag für Lohngleichheit – 20. Februar 2022

Du bist ehrenamtlich im BPW Club Bern für den „Equal Pay Day“ zuständig. Zusammen mit der Arbeitsgruppe, die du leitest, führst du diverse Aktivitäten durch, um auf die immer noch nicht bestehende Lohngleichheit aufmerksam machen.

Was bedeutet „Equal Pay Day“ – um was geht es dabei?

Der Equal Pay Day ist ein nationaler Aktionstag, der die Lohnschere zwischen Männern und Frauen sichtbar macht. Der aktuelle Lohnunterschied beträgt gemäss der schweizerischen Lohnstrukturerhebung vom Bundesamt für Statistik 14.4% und widerspricht damit dem Grundsatz der Lohngleichheit für gleichwertige Arbeit, welcher nota bene seit 1981 in der Bundesverfassung verankert ist. Das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann verbietet die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts im Erwerbsleben generell und speziell die Lohndiskriminierung. Dieses Gesetz wartet seit dem 1. Juli 1996 auf seine Umsetzung!
Das Datum des Equal Pay Day zeigt alljährlich, wie gross der Lohnunterschied noch immer ist: Wenn aktuell ein Mann ab dem 1. Januar 2022 sein Gehalt bekommt, muss eine gleich qualifizierte Frau in gleicher Position bis zum 20. Februar 2022 arbeiten. Sie leistet also während 51 Tagen Gratisarbeit, bis auch sie Lohn bekommt.

Wie macht ihr in diesem Jahr in Bern auf den EPD aufmerksam?

Wir planen zwei Aktionen zum Schwerpunktthema 2022:

  • BPW Club Bern und BPW Switzerland organisieren am Donnerstag, 17. Februar ein Online-Podium unter dem Motto

«Über deine Rente entscheidest du heute!»

Die geschlechterspezifische Rentenlücke, der so genannte «Gender Pension Gap», manifestiert sich vor allem in der 2. Säule. Wir diskutieren mit Expertinnen und Gästen gesellschaftliche, politische und rechtliche Aspekte der Altersvorsorge, der Vorsorgeplanung und den damit verbundenen Risiken und Stolpersteinen und beantworten Fragen der Teilnehmenden.

  • Der BPW Club Bern ist am Samstag, 19. Februar 2022 von 10.00 – 14.00 Uhr mit einem Infostand auf dem Casinoplatz in Bern. Wie jedes Jahr verteilen wir die auffallenden, roten Taschen mit dem Argumentarium und einer Postkarte. Damit möchten wir speziell junge Frauen ansprechen und dafür sensibilisieren, dass es sich auszahlt, vom ersten Tag der Berufstätigkeit an das Auge auf die eigene Rentenvorsorge zu richten.

Im Rahmen deiner Tätigkeit als Geschäftsführerin des Vereins Avanti – Talentsuche in der Berufswahl arbeitest du für Jugendliche, die sich erst im Anfang ihres Berufslebens befinden.
Kennen diese jungen Menschen die Problematik – kannst du sie weiter dazu sensibilisieren?

Schülerinnen dürfen im Rahmen einer Avanti-Woche Frauen begleiten, die in handwerklich-technischen Berufen arbeiten. Während drei Tagen packen sie mit an und treffen sich nach der Arbeit beim «Stammtisch» mit ihrer Lehrperson. Sie werden von ihrer Lehrpersonen ermutigt, Fragen zu Karrieremöglichkeiten, dem Lebensentwurf und dem beruflichen Werdegang der Berufsfrauen zu formulieren. Schüler begleiten Teilzeit erwerbstätige Väter, die mit ihren Partnerinnen in einer egalitären Partnerschaft leben. Der Lohn ist erfahrungsgemäss für Schülerinnen und Schüler zwar ein zentrales Thema; die berufliche Vorsorgeplanung ist meines Wissens in der obligatorischen Schule hingegen kein Lehrplanthema. Wir von Avanti werden die Weiterbildung der Lehrpersonen aus aktuellem Anlass um ein entsprechendes Modul ergänzen.

Hast du in deiner beruflichen Tätigkeit selbst Erfahrungen zu diesem Thema gemacht?

Hauptberuflich arbeite ich am Institut für Weiterbildung und Dienstleistung der PHBern, als Fachbereichsverantwortliche für Kultur und Klima, im Bereich Kader- und Systementwicklung.

Eine Lohngleichheitsanalyse mit dem Analysemodell des Bundes (Logib) hat bei einer Verteilung von 61.3 % Frauen und 38.7 % Männern im Mai 2021 gezeigt, dass Frauen an der PHBern 0.5 % mehr verdienen als die Männer. Diese Lohndifferenz gilt als statistisch nicht signifikant. Das Ergebnis hat bestätigt, dass an der PHBern die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern gewährleistet ist und die gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden.

Welche positive Entwicklung hat sich auch dank dem EPD in den letzten Jahren gezeigt?

BPW Switzerland vertritt die Interessen von berufstätigen Frauen mit dem Ziel, die wirtschaftliche und politische Teilhabe von Frauen zu verbessern. 2300 Mitglieder engagieren sich in über 40 Clubs. Darin zeigt sich das Potenzial an weiblichen Führungskräften!

Während der Equal Pay Week fordern jedes Jahr sämtliche Clubs mit vielfältigen Aktionen die Lohngleichheit und beleuchten jeweils einen damit verbundenen Aspekt. 2021 stand das Jubiläum 50 Jahre Frauenstimmrecht im Zentrum. Unter dem Motto des Equal Pay Day 2021 «Unsere Vorgängerinnen haben das Heute gestaltet – wir gestalten das Morgen» diskutierten wir mit jungen Paaren über ihre aktuellen Herausforderungen: Es ging um die Vereinbarung von Berufs- und Familienarbeit, die Ungleichbehandlung bei Stellenbewerbungen, Lohnverhandlungen oder Projektvergaben; die Risiken von jungen Müttern hinsichtlich beruflichem Aufstieg und Karrierechancen. Und immer wieder: Die Lohnschere zwischen Männern und Frauen, die damit einhergehenden Hürden im Beruf sowie die belastenden Diskussionen in der Beziehung.

Auch die aktuellen Debatten im National- und Ständerat betreffend BVG-Reform zeigen: Es gibt noch viel zu tun – darum bleiben wir unserem Motto treu: «Erst wenn der Equal Pay Day auf den 1. Januar fällt, hören wir auf.»

weitere Info: https://bpw.ch/de/Projekte/Equal_Pay_Day