Sévérine, ich kenne deine Begeisterungsfähigkeit und das damit verbundene Leuchten in deinen Augen. Wer davon eine Kostprobe möchte, kann dich in deinem Geschäft in Madiswil besuchen.
Wie kam es zu dieser Passion und Leidenschaft?
Nun, das war eine schrittweise Entwicklung. Obwohl: Seit ich mich erinnern kann, habe ich immer gern gegessen! In der eigenen Küche habe ich dann immer wieder Neues ausprobiert. Und fertig Gekauftes durch Selbstgemachtes ersetzt. Ich kann mich noch gut an meine erste selbst gekochte Zwetschgen-Konfi erinnern. Die war beim Kochen logischerweise flüssig und wurde nicht fest. Darum habe ich sie 4 Stunden gekocht und dann frustriert immer noch flüssig abgefüllt. Beim Öffnen nach ein paar Wochen war sie steinhart.
Schon früh hat meine Leidenschaft für Lebensmittel-Märkte begonnen und dabei habe ich viele interessante Produzenten kennengelernt. Mit der Zeit kannte ich eine Grosszahl an Kleinproduzenten in der ganzen Schweiz, besuchte diese, las viel darüber und probierte aus. Hinzu kam das Interesse am Wein. Ich wollte unbedingt mehr darüber wissen und verstehen wie welche Aromen entstehen, was einen guten Wein ausmacht, worauf beim Kombinieren von Speisen zu achten ist etc. Darum habe ich mich vor rund 8 Jahren entschlossen, die drei Level von WSET (Wine & Spirit Education Trust) zu absolvieren.
Das alles war bis ins Jahr 2018 rein privates Engagement. Beruflich war ich über 20 Jahre im IT- / Softwarebusiness tätig. Doch ich verspürte immer mehr den starken Wunsch, Kulinarik & Wein in meinen Berufsalltag zu integrieren. Im Oktober 2018 habe ich es dann gewagt und mein erstes Delikatessengeschäft mit dazugehörigem Café und Apérobar zu eröffnen. Ein Traum ging für mich in Erfüllung! Inzwischen habe ich meine Schwerpunkte etwas angepasst und mich mit dem zweiten Geschäft, dem deliVino in Madiswil, vorrangig auf Wein, Degustationen und kulinarische Geschenke ausgerichtet. Ich bin angekommen und liebe meinen Job!

Wie findet deine Kundschaft zu dir? Was sind deren Wünsche und Ansprüche?
Das sind zum einen Kunden aus der Region wie auch treue Wegbegleiter aus der ganzen Deutschschweiz, die ich durch mein Netzwerk kenne. Die Ansprüche sind sehr unterschiedlich, da ich Privatkunden, Firmenkunden, Vereine und Verbände zu meiner Kundschaft zählen darf und Restaurants mit Wein beliefere. Bei allen steht für mich der individuelle Bedarf im Vordergrund. Und den versuche ich, wenn immer möglich herauszufinden und zu bedienen.
Die Privatkunden, die in mein Geschäft kommen, erwarten besondere, nicht alltägliche Produkte und eine persönliche Beratung. Mit ganz viel Freude gehe ich darauf ein. Ich liebe es, einen Wein zu einem geplanten Essen zu empfehlen. Geschäftskunden schätzen insbesondere den «Rundum-Service». Zum Beispiel Geburtstagsgeschenk-Abos oder ein kompletter Versandservice, inkl. Druck der persönlichen Paket-Etiketten.

Wie hat sich über alle diese Jahre dein persönliches Verhalten zu kulinarischen Genüssen verändert?
Sehr stark – und es verändert sich laufend weiter. Die Herkunft und die Produktionsweise haben einen sehr hohen Stellenwert. Und ich kaufe ausschliesslich Gemüse und Obst der Schweizer Saison folgend. Dies in unserem benachbarten Hofladen oder auf dem Gemüsemarkt. Und natürlich aus unserem eigenen Garten. Wir haben hier in der Schweiz so eine riesengrosse Vielfalt – und das 365 Tage im Jahr! Fertigprodukte ersetzte ich immer mehr durch eigene Herstellung. Aktuell Blätterteig und Bouillon.
Pures Glück ist für mich ein frisch zubereitetes Essen, dazu der passende Wein, ausreichend Zeit und Menschen am Tisch, die das genau so schätzen.

Stellen die heutigen Ansprüche an gute Lebensmittel für dich eine spezielle Herausforderung dar oder kommen dir diese eher entgegen?
Ich finde, es wird noch viel zu wenig oder sogar immer weniger Wert auf richtig gute Lebensmittel gelegt. Vorgaben sind das eine. Doch für mich steht ganz klar der Konsument in der Verantwortung. Jede und jeder entscheidet selber, was er wo einkauft und konsumiert.

Worin unterscheidet sich dein Geschäft von andern Angeboten?
Mein Geschäft und auch mein Arbeitstag sind in verschiedene Angebote aufgeteilt. Zum einen ist da der Laden in einem 100-jährigen Haus, einer alten Küferei. Der ist von Dienstag bis Freitag von 16 – 18 Uhr und jeden ersten Samstag im Monat von 9 – 13 Uhr offen. Schon optisch ist es ein «Bijou» und das Angebot umfasst ausgesuchte Delikatessen, Geschenkkisten und eine breite Weinauswahl. Neben dem Laden produziere ich selber Süsses und Salziges, führe Degustationen und Weinkurse durch, Akquiriere neue Kunden, beliefere Restaurants und verpacke Versand- und Lieferaufträge.

Was wünschest du dir für die Zukunft deines Geschäftes und was für dich persönlich?
Für das Geschäft wünsche ich mir, dass es wie bisher stetig etwas wächst und bekannter wird. Am liebsten so viel, dass ich alles noch unter einen Hut bringen kann. Jemanden anzustellen kommt für mich nicht in Frage. Im Bereich Wein arbeite ich daran, zusätzliche Weinkenner als Stammkunden zu gewinnen. Ich habe einige besondere Trouvaillen, die Weinliebhabern grosse Freude bereiten. Geschäftlich wie persönlich kann es sehr gerne konstant so weitergehen, Schritt für Schritt und wo neue Ideen immer Platz haben.

https://delivino.ch/